Strom verbrauchen oder erzeugen?

Die meisten von uns benötigen Strom: für den Kühlschrank, das Radio, den Fernseher, das Handy. Der Verbrauch an Strom verursacht Kosten, die wir monatlich als Abschlag zahlen und jährlich über die Abrechnung überprüfen.

Wie kann man nun diese Kosten reduzieren?

Um Stromkosten zu senken gibt es verschiedene Wege:

  • Weniger Strom verbrauchen, bspw. durch effiziente Geräte
  • Den Anbieter (regelmäßig) wechseln, bspw über Vergleichsportale wie Check24
  • Durch die Erzeugung von eigenem Strom

Den Verbrauch zu senken, ist dabei ein „No-Brainer“:

  • Geräte, die man nicht nutzt, schaltet man ab.
  • Wenn man ein Gerät ersetzt, schaut man nach einem verbrauchsarmen Gerät.
  • Wenn man mit einem Gerät mehrere Funktionen abdecken kann, sollte man prüfen, ob dies nicht energieeffizienter ist, als mehrere Geräte zu nutzen.

Den Anbieter zu wechseln, ist durch Vergleichsportale mittlerweile kinderleicht und sicher: fällt der gewählte Anbieter durch Insolvenz aus, fällt man automatisch in den „Grundversorger“-Tarif zurück – das Risiko, ohne Strom zu enden, ist somit nicht gegeben.

Strom selbst erzeugen

Durch eine Photovoltaik-Anlage kann man aber auch selber Strom erzeugen, der (abgesehen von der Anschaffung) quasi kostenfrei ist. Dabei gibt es zwei Varianten:

  • den Strom ins öffentliche Netz einspeisen und hierfür eine Vergütung erhalten.
  • den Strom möglichst selbst verbrauchen

Die Variante der Einspeisevergütung ist dabei mittlerweile unattraktiv, da diese deutlich niedriger ist, als der Strombezug kostet. Also bleibt nur der Verbrauch in der eigenen Wohnung.

Da eine PV-Anlage aber Kosten verursacht, sollte diese „richtig“ dimensioniert sein, also dazu beitragen, möglichst viel erzeugten Strom selber zu verbrauchen. Dabei kann man so vorgehen:

  • den Jahresstromverbrauch durch 365 teilen, um auf den durchschnittlichen Tagesverbrauch zu kommen
  • Der Tagesverbrauch dürfte zu 70% am Tage anfallen, also betrachten wir nur diesen Verbrauch.
  • Der angepasste Verbrauch kann nun durch 16h geteilt werden, das wäre der Verbrauch pro Stunde, den man kompensieren möchte. Bei 2.000 kWh Jahresverbrauch wären das ca. 240W/h die man kompensieren möchte.
  • Nun sucht man also eine Anlage (Kombination aus Solarmodul, Wechselrichter und Datenlogger), die vielleicht 300Wp erzeugt

Eine 300Wp Anlage würde, unter idealen Bedingungen, pro Stunde 300W erzeugen. Dies ist aber nicht realistisch. Realistischer ist es, ca. 90% davon anzunehmen, also gut 270W pro Std. Wenn man davon ausgeht, dass man nie ideale Bedingungen hat, liegen wir rechnerisch eher bei 200-230W.

Es macht also rechnerisch wenig Sinn, eine größere Anlage zu installieren. Diese Entscheidung hängt aber von vielen Faktoren ab.

Balkon-Solar

Strom kommt aus der Steckdose … das ist im Kern richtig, aber manchmal kommt auch der Strom in die Steckdose – in diesem Fall über eine Balkon-Solaranlage.

Was ist eine Balkon-Solaranlage?

Bei einer Balkon-Solaranlage handelt es sich um eine Installation auf dem eigenen bzw. heimischen Balkon, bestehend aus:

  • 1..n Solarmodul(e)
  • (netzgekoppelter) (Micro-)Wechselrichter
  • (Einspeise-)Steckdose
  • Datenlogger bzw. Konfigurationsmodul

Weitere Dinge braucht es nicht, um selber Strom zu produzieren und diesen zu nutzen.

Das Setup sieht (vereinfacht) wie folgt aus:

Wohin mit dem Strom?

Der Strom wird über die Solarmodule erzeugt und als Gleichstrom zum Wechselrichter transportiert. Dieser wandelt den Gleichstrom in Wechselstrom um und leitet ihn weiter.

Eine Wohnung bzw. ein Haus wird normalerweise über drei Strom-Phasen versorgt, in älteren Installationen oder kleinen „Buden“ auch teils nur 1-phasig. Der erzeugte Strom kann nun entweder auf der Phase verbraucht werden, wo er eingespeist wird, oder aber er wird „indirekt“ verbraucht – was bedeutet das?

Ein Haus bzw. eine Wohnung ist über einen Stromzähler an das Stromnetz angeschlossen. Der Zähler misst, wieviel Strom über alle drei Stromphasen verbraucht wird und summiert dies. Bei einer Einspeisung wird nun mehr Strom erzeugt (vereinfacht: auf der rechten Seite des Zählers), als aus dem öffentlichen Netz (die linke Seite des Zählers) bezogen wird. Da das Netz in sich geschlossen ist (sonst würde der Strom ja aus dem Kabel tropfen ;-)), wird also Strom in das Netz zurückgeleitet und dies „erkennt“ der Zähler. Dabei haben „alte“ Zähler (auch wenn diese noch gängig sind) das Problem, dass sie rückwärts laufen, wenn Strom eingespeist wird. Das darf jedoch nicht geschehen. Insofern werden diese Zähler ausgetauscht, zu Gunsten eines Zwei-Richtungs-Zählers, der unabhängig voneinander erfasst, wieviel (überschüssiger) Strom erzeugt und eingespeist wird und wieviel Strom aus dem Netz bezogen wird.

Wenn nun auf einer Stromphase Strom erzeugt wird, der auf einer anderen Phase verbraucht werden könnte (beispielsweise 100W), so arbeitet der Zwei-Richtungs-Zähler saldierend, erfasst also einen Netzbezug von 100W bei einer Einspeisung von 100W, in Summe also 0W.

Wie erfolgt die Installation?

Die Solarmodule müssen fest und solide am Balkon montiert werden. Hierfür bieten sich entweder Befestigungs-Kits an, oder aber man verwendet eigene Konstruktionen, die aber auf jeden Fall wind- und wetterfest sein sollten.

Der Wechselrichter sollte nah bei den Modulen installiert werden, um die Leitungen kurz zu halten und damit auch den (physikalisch zwingenden) Verlust.

Der Wechselrichter wird nun über eine „Einspeise-Steckdose“ mit dem Stromnetz der Wohnung verbunden. Hierbei ist es erforderlich, dass es sich nicht um eine Schuko-Steckdose handelt, sondern eine „Wieland“-Steckdose. Dies hängt damit zusammen, dass diese Steckverbindung mit einem Sicherungshaken verbunden sind und nicht aus Versehen gelöst werden kann. Dies ist nach aktuellem Stand (November 2020, Hessen) eine Vorgabe.

Wenn die Reihenfolge eingehalten wurde, ist nun eigentlich alles fertig und es wird Strom produziert. Da die Installation aber netzgekoppelt sein soll, sind wir hier leider noch nicht fertig: es fehlt der Datenlogger.

Datenlogger?

Ein Datenlogger tut genau dies, Daten protokollieren. Allerdings hat dieser auch den Vorteil, dass man Wechselrichter damit konfigurieren kann.

Die Konfiguration eines Wechselrichters ist erforderlich, um eine sog. Wirkleistungsbegrenzung einzustellen. Bei PV-Anlagen ist es so, dass die erzeugte und eingespeiste Energiemenge durch den Netzbetreiber entweder regelbar sein muss, oder aber auf 70% der Maximalmenge gedrosselt wird. Diese Funktion übernimmt der Datenlogger.

Und nun?

Nachdem alles installiert und via Datenlogger konfiguriert ist, erfolgt noch der Zählertausch, die Inbetriebsetzung durch den Netzbetreiber, sowie die Anmeldung am Marktstammdatenregister, da man nun Produzent und Teilnehmer am Strommarkt ist. Darüber hinaus bedarf es einer Information an das Finanzamt, da für den eingespeisten Strom eine Vergütung nach dem EEG anfällt, die als Einkommen versteuert werden muss.